Aufbrüche – Ideen – Reflexionen

Noch vor wenigen Jahren galt das Landleben als Auslaufmodell. Inzwischen ist eine neue Ländlichkeit auf dem Vormarsch: ein Leben in agrarischer Landschaft mit Lebensformen und Erwerbsmodellen jenseits der Landwirtschaft. Gerade die Pandemie hat mit neuen digitalen Formaten das Interesse am ländlichen Wohnen befördert. Gutes Leben auf dem Land suchen immer mehr Menschen aus der Großstadt. Diese neue Ländlichkeit bietet ebenso Chancen wie Herausforderungen.

Bereits 2020 haben sich die Mecklenburger AnStiftung und die Europäische Akademie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zusammengetan, um diesen Wandel mit Impulsen aus Wissenschaft und Praxis zu beleuchten und zu gestalten. Nach bisher 20 Veranstaltungen starten wir einen neuen Jahreszyklus – immer am ersten Montag des Monats als Online-Beitrag per Zoom.

Den Zoom-Einwahllink für alle Veranstaltungen der Reihe erhalten Sie bei der Europäischen Akademie MV nach Anmeldung.

Wir freuen uns auf Ihr Interesse!

Programm

4. März 2024 – 18:00 Uhr

Krisenvorteile des Landlebens am Beispiel Blackout

Sven Kasulke, Innenministerium MV

Ein Blackout, also ein großflächiger langanhaltender Stromausfall ist ein Ereignis, welches nicht erst seit den sicherheitspolitischen Verwerfungen der vergangenen zwei Jahre wieder im Fokus des Bevölkerungsschutzes steht. Insbesondere durch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Rahmen der Maßnahmen zum Klimaschutz hat diese Thematik an Bedeutung gewonnen. Der Vortrag beschäftigt sich mit den Gründen für Blackouts und deren Auswirkungen auf unser technisiertes Leben in Deutschland. Es werden „Best Practise“ Möglichkeiten der örtlichen Risikoabschätzung vorgesellt und Kompensations­maßnahmen im Ereignisfall genannt. Dabei werden Unterschiede in der Betroffenheit und Resilienz zwischen dem ländlichen und Ballungsräumen deutlich gemacht.

5. Februar 2024 – 18:00 Uhr

Das sozialistische Dorf. Was war? Was bleibt?

Dr. Michael Heinz, Universität Rostock

Durch die Ergebnisse des II. Weltkriegs erweiterte sich der sowjetische Machtbereich erheblich. Mithilfe der lokalen Kommunisten ging die Sowjetunion daran, die (Land-)Wirtschaft mehr oder weniger nach ihrem Vorbild umzugestalten – so auch auf dem Territorium der SBZ/DDR. Gutsanlagen wurden teilweise abgebrochen und Neubauernhäuser errichtet. Es entstanden Volkseigene Güter (VEG) und ab 1952 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG). Die herrschende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) baute auf Musterdörfer wie Mestlin sowie später Ferdinandshof und verfolgte damit ein Konzept der zentralen Orte zulasten kleiner Dörfer. Während der zunehmenden Industrialisierung des Agrarwesens beschritt die SED mit der betrieblichen Trennung von Ackerbau und Viehwirtschaft einen Sonderweg. Neue Dimensionen entstanden im Agrarwesen und damit auch in der Dorfentwicklung.

Der Vortrag resümiert 45 Jahre SBZ/DDR-Land(wirtschafts)entwicklung und fragt, ob es der SED gelang, den ländlichen Raum bis heute nachhaltig zu verändern.

4. Dezember 2023 – 18:00 Uhr

Herkunft und Zukunft der Neuen Ländlichkeit als Krisengeschichte

Dr. Wolf Schmidt, Mecklenburger AnStiftung

Ländliches Leben wird häufig als Heile-Welt-Idylle verklärt oder denunziert. Aber auch das Landleben ist nicht ohne Krisen zu denken. Welche Krisen haben zur Neuen Ländlichkeit geführt? Welche wirken gerade positiv oder negativ auf das Landleben? Welche sind in Zukunft absehbar? Was ist das Besondere von Krisen auf dem Land? Und was hat das mit Ost und West zu tun?

6. November 2023 – 18:00 Uhr

Neu im Dorf

Wie der Zuzug das Leben auf dem Land verändert

Dr. Frederick Sixtus, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Mehr Menschen in Deutschland ziehen heute aufs Land. Damit hat sich das Wanderungsgeschehen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewandelt. Der Zuzug eröffnet Chancen für den ländlichen Raum: So bleiben Schulen erhalten und dringend benötigte Fachkräfte kommen. Aber er bringt auch Herausforderungen, denn die Gemeinden müssen Infrastruktur vorhalten und die Neuzugezogenen integrieren. Zudem verändert sich das Leben in Dörfern und Kleinstädten, denn die neuen Nachbarinnen und Nachbarn bringen eigene Bedürfnisse und Erwartungen mit. Eine gerade erschienene Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Wüstenrot Stiftung zeichnet das Wanderungsgeschehen der vergangenen Jahre detailliert nach und beschreibt anhand von sechs Fallbeispielen, was die neue Landlust für kleine Gemeinden bedeutet. Der Mitautor stellt sie vor.

Zum Referenten

Dr. Frederick Sixtus kam 2018 zum Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und ist dort Projektkoordinator Demografie Deutschland. Promotion im Fachbereich Sozialpsychologie zu Migration und Identität, Freie Universität Berlin. Magister in Soziologie, Literaturwissenschaft und Musikwissenschaft in Potsdam und Berlin Vorherige berufliche Station: Mitarbeiter am Arbeitsbereich Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Freien Universität Berlin

Die Studie steht hier zum kostenlosen Download: https://www.berlin-institut.org/fileadmin/Redaktion/Publikationen/Neu_im_Dorf_online.pdf

2. Oktober 2023 – 18:00 Uhr

Das Haus als Ressource

Über die letzte subsistenzwirtschaftliche Erfahrung der Moderne und ihre Bedeutung für die ländliche Kultur und für die Demokratie

Dr. Kenneth Anders, Altranft

Das ländliche Bauen oszilliert in der Wahrnehmung zwischen vorbildlichem Denkmalschutz, hoffnungslosem Improvisieren und gnadenloser Suburbanisierung. Im Jahresthema BAUEN hat das Oderbruchmuseum mit den Menschen im Oderbruch über ihre Häuser und die damit verbundenen Erfahrungen gesprochen. Es ging ums Reparieren und Sanieren, ums Frickeln und Heilmachen, um Denkmalschutz und Eigensinn, aber auch um das Kennenlernen des Materials und nicht zuletzt um viele alte Geschichten. Das Bauen auf dem Land, so zeigte sich, ist die beinahe letzte subsistenzwirtschaftliche Erfahrung, die noch von vielen Menschen geteilt wird, denn das Haus ist Ressource und zugleich Verbindung zur Landschaft. In dem Vortrag werden die wichtigsten Einsichten vorgestellt, wie sie auch im Werkstattbuch BAUEN des Oderbruchmuseums nachzulesen sind, und auch ein Einblick in die künstlerische Verarbeitung des Themas gegeben.

Kenneth Anders leitet das Oderbruchmuseum in Altranft, einem Ortsteil von Bad Freienwalde
(mehr unter https://blog.oderbruchmuseum.de/category/programm/ )

4. September 2023 – 18:00 Uhr

Gestaltung ländlicher Räume – Aber wie? Zentrale-Orte-System oder Ankerorte in Zeiten der Digitalisierung

Prof. Dipl.-Ing. Andrea Gaube, Wismar

Wie weit hilft und wo behindert Raumplanung die Entwicklung ländlicher Räume? Aus der Erfahrung zahlreicher Projekte und Gutachten werden Ideen für eine nachhaltige Entwicklung von Dörfern und ländlichen Kleinstädten zur Diskussion gestellt.

Zur Referentin

Andrea Gaube hatte die Professur Stadt- und Gebäudesanierung | Architektur an der Hochschule Wismar bis 2023

Aus einem studentischen Fragebogen:

• Wo kommen Sie her?
Geboren in Randberlin – Kindheit in einem kleinen Dorf in Vorpommern – Teeniezeit in Kleinstadt Sachsenanhalt – Studiert in Weimar/ Thüringen – Gearbeitet in Schwerin und Berlin – Nach 13 Jahren Berlin zurück in den Norden und an die HS Wismar

• Wie war Ihr beruflicher Werdegang?
Nach dem Abitur Ausbildung als Maurer – 5 Jahre Studium der Architektur in Weimar – 3 Jahre Arbeit im Entwurf im Industriebau Schwerin – 6 Jahre wissenschaftliche Tätigkeit in der Städtebauprognose an der Bauakademie der DDR – 1 Jahr Projektleitung an der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung – 6 Jahre Gebäude- und Quartiersplanung beim Sanierungsträger S.T.E.R.N. – Seit 24 Jahren Professorin für Stadt- und Gebäudesanierung

• Was ist/ war Ihr Lieblingsprojekt (eigenes/ allgemein)?
Garten – Sanierung Wohnhaus Altstadt Wismar

• Welchen Tipp würden Sie, aus heutiger Sicht, Ihrem jüngeren ich für das Studium mitgeben?
Mehr wagen.

• Worauf sind Sie besonders stolz?
Meine Pläne und Wünsche sind, manchmal auf steinigen Umwegen, irgendwie immer aufgegangen. Alles richtiggemacht.

• Wenn Ihr Leben ein Buch wäre, welchen Titel würde es haben? 
„Gärtnerin des Lebens“

• Was war der seltsamste Ort, zu dem Sie durch Ihre Arbeit oder Forschung gekommen sind?
Antarness in Gujarat/ Indien, weil das Dorf jährlich nach dem Monsun für Monate von der Umwelt abgeschlossen ist und trotzdem gut funktioniert

 Was denken Sie, ist der größte Schaden und der größte Nutzen, den Ihre Profession anrichten kann?
Schaden: Vernichtung von Ressourcen – Nutzen: Soziale Räume gestalten

• Gute Innenarchitektur ist…/ gute Architektur ist…/ gutes Design ist…
… wenn wir sozial verantwortlich und bewusst nachhaltig gestalten

• Ihre Buchempfehlung:
Juli Zeh: „Corpus Delicti“ und „Über Menschen“ – Nico Peach: „Befreiung vom Überfluss“

Mehr Informationen:
 ; https://garten-der-metropolen.hs-wismar.de/

3. Juli 2023 – 18:00 Uhr

Krankheitsbedingt: Offenes Gespräch zu Anregungen für die Online-Reihe Neue Ländlichkeit

Die Referentin für den Abend musste kurzfristig wegen Krankheit absagen. Deswegen gilt allen Interessierten die Einladung, ein Feedback oder Anregungen im gemeinsamen Gespräch mit den Verantwortlichen der Reihe auszutauschen. Gerne informieren wir Sie dort auch zu den weiteren Plänen der kommenden Veranstaltungen.

5. Juni 2023 – 18:00 Uhr

Lokalisierung von Heimat zwischen Verklärung und Abwertung

Dr. Juliane Stückrad, Eisenach

Der Begriff Heimat transportiert eine Fülle von Vorstellungen und hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Der Vortrag erinnert an die ursprüngliche Bedeutung von Heimat als Hof und Heimstatt und zeigt, wie in ländlichen Räumen Ostdeutschlands an konkreten Orten Heimatbilder geschaffen werden.

Zur Referentin

Dr. Juliane Stückrad 1975 in Eisenach geboren, studierte in Leipzig Ethnologie und Kunstgeschichte. Nach dem Studium Bauforschung und Archäologie in Brandenburg. 2010 Promotion in Jena mit Dissertation „Ich schimpfe nicht, ich sage nur die Wahrheit. Eine Ethnographie des Unmuts am Beispiel der Bewohner des Elbe-Elster-Kreises/Brandenburg.“Arbeit als wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Volkskunde/Empirische Kulturwissenschaft der FSU Jena sowie freiberuflich Ausstellungen, kulturtouristische Projekte und dramaturgische/theaterpädagogische Aufgaben für das Landestheater Eisenach. 2015 bis 2020 Lehrbeauftragte für das Seminar für Volkskunde der FSU Jena in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Transcultural Music Studies der Hochschule für Musik „Franz Liszt“.Für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens Untersuchungen zur Bedeutung von Kirche in ländlichen Räumen. Für die Friedrich-Ebert-Stiftung ethnografische Studie zu politischen Stimmungslagen in der ostthüringischen Kleinstadt Gößnitz. Für den Arbeitskreis „Arbeit und Leben“ Studie zur zivilgesellschaftlichen Bedeutung von Heimatstuben in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen im Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden.

Mehr Informationen:

https://www.freilichtmuseum-hohenfelden.de/index.php?page=beratungsstelle

2. Mai 2023 – 18:00 Uhr

Stadt, Land, Frust: Eine politische Vermessung

Dr. Lukas Haffert, Universität Zürich

Bei keiner Bundestagswahl war der Stadt-Land-Graben so tief wie bei der im September 2021. Die wachsenden ökonomischen und kulturellen Gegensätze zwischen Stadt und Land prägen also zunehmend auch die politische Landschaft in Deutschland. So unterscheiden sich nicht nur das Wahlverhalten und die politischen Prioritäten von Städtern und Landbewohnern zunehmend stärker, auch die Parteien versuchen vermehrt, die lokalen Identitäten der Bürger politisch zu mobilisieren. Der Vortrag vermisst diese wachsende politische Kluft und geht dabei der Frage nach, welche strukturellen Veränderungen zur Vertiefung des politischen Gegensatzes zwischen Stadt und Land beigetragen haben und wie diese wahrgenommen werden.

Zum Referenten

Dr. Lukas Haffert ist Ökonom und Politikwissenschaftler. Er lehrt und forscht an der Universität Zürich und verbrachte Forschungsaufenthalte an der Georgetown University und der Harvard University. Er ist Mitglied der Jungen Akademie. 2022 erschien von ihm «Stadt, Land, Frust: Eine politische Vermessung“ in der Reihe Beck Paperback und 2016 „Die schwarze Null: Über die Schattenseiten ausgeglichener Haushalte“ in der edition suhrkamp.

Mehr Informationen: https://www.ipz.uzh.ch/de/institut/mitarbeitende/staff/haffert.html

3. April 2023 – 18:00 Uhr

Wie viel Ländlichkeit steckt in der „Neuen Ländlichkeit“? Über krisengetriebene Chancen für ein lebenswertes und prosperierendes MV

Prof. Dr. Peter Adolphi, Geschäftsführer der Stiftung Akademie Nachhaltige Entwicklung MV

Die Kohle- und Erdöl-basierte Industrialisierung hat nicht nur die Arbeitsteilung vertieft und deren Globalisierung forciert, sie hat auch der Urbanisierung die entscheidenden Impulse geliefert. Große Agglomerationen wuchsen dort, wo Industriearbeitsplätze Einkommen versprachen, also nahe den Rohstoffquellen oder an deren Handelsachsen. Der ländliche Raum lieferte „lediglich“ die Arbeitskräfte und die Lebensmittel. Was verändert sich an diesem Gefüge, wenn die Quellen nicht mehr unter Tage liegen, sondern auf „dem platten Land“? Die Stiftung Akademie Nachhaltige Entwicklung (ANE) hat von 2009 – 2014 unter der Überschrift „Chancen durch Wertschöpfung und Teilhabe“ ein (Bio)EnergieDorf-Coaching realisiert, das ein Engagement vieler ehrenamtlicher Gemeindevertreter für die Energiewende ausgelöst hat. Welche Bilanz ist heute zu ziehen?

Zum Referenten

Prof. Dr. Peter Adolphi ist Geologe und forschte bis 1995 zu umweltfreundlicherer Nutzung fossiler Brennstoffe. Seit 2001 leitet er die Stiftung Akademie Nachhaltige Entwicklung MV, die sich den Zukunftschancen vor allem der Menschen im ländlichen Raum und den Landnutzungskonflikten im Kontext der Dekarbonisierung widmet. „Mehr Zufriedenheit bei weniger Ressourcenverbrauch“ ist seinebevorzugte Übersetzung von Nachhaltigkeit, weshalb er zwischen Berlin, Hamburg und Szczecin einen „Garten der Metropolen“ mit Land-Stadt-Allianzen für regionale Wertschöpfung entstehen sieht. Peter Adolphi lebt in Greifswald und lässt sich von seinen vier Enkeltöchtern gerne an Generationengerechtigkeit erinnern.

Mehr Informationen: https://www.nachhaltigkeitsforum.de/

6. März 2023 – 18:00 Uhr

Leuchttürme, Steueroasen, abgehängte Dörfer – Wo stehen Kommunen im ländlichen Raum?

Dr. Mario Hesse, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für öffentliche Finanzen und Public Management der Universität Leipzig

Dr. Mario Hesse liefert in seinem Vortrag Einblicke in die kommunale Finanzlage und Anstöße für die Diskussion um die Zukunft der Kommunen im ländlichen Raum. Wo stehen die Kommunen im ländlichen Raum? Sind sie versteckte Champions mit hoher Lebensqualität oder hoffnungslos abgehängt? Im Vortrag spielt auch das Spannungsverhältnis zwischen Stadt und Land, das viele politische Debatten prägt, eine Rolle. Nicht zuletzt soll diskutiert werden, welche Instrumente ländliche Kommunen zielgerichtet fördern können. Braucht es das nächste Förderprogramm oder mehr Vertrauen in lokale Prozesse?

Zum Referenten

Dr. Mario Hesse ist Volkswirt und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für öffentliche Finanzen und Public Management der Universität Leipzig. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für kommunale Infrastruktur Sachsen (KOMKIS). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Kommunalfinanzen, Fragestellungen des (kommunalen) Finanzausgleichs, der öffentlichen Infrastruktur sowie der Regionalökonomik.

6. Februar 2023 – 18:00 Uhr

Leben und Arbeit auf dem Lande – müssen wir es nicht viel mehr propagieren in Zeiten erstickender Städte und Verkehre?

Prof. Dr.-Ing. Holger Magel, Ehrenpräsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum

„Das Verhältnis zwischen Stadt und Land wird zum Megathema nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Eine einseitige Urbanisierung kann und sollte nicht hingenommen werden. Es gilt nach wie vor der seherische Spruch des früheren französischen Ministerpräsidenten Edgar Faure: ‚Wenn der ländliche Raum nicht mehr atmet, ersticken die Städte.“ sagte Professor Magel kürzlich.

Wie können wir zu Raumgerechtigkeit kommen und welche Rolle können dabei auch Akademien des ländlichen Raums (die es in MV noch nicht gibt) spielen? Darum geht es in dieser Veranstaltung.

5. Dezember 2022 – 18:00 Uhr

Menschen – Bewegen – Ländliche Räume

Prof. Dr. Henning Bombeck, Universität Rostock

Die Schule der Landentwicklung Mecklenburg-Vorpommern ist seit acht Jahren im Land unterwegs, um Kommunen und ihre hier lebenden Menschen in der Findung bürgerschaftlich gestützter Strategien im demographischen Wandel zu unterstützen. Der Beitrag gibt Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsfelder und macht Mut sich im Miteinander den Herausforderungen und Widrigkeiten eines sich wandelnden Lebens in ländlichen Räumen entgegen zu stellen.

7. November 2022 – 18:00 Uhr

Kleinstädte – Zukunft zwischen Dorf und Metropole?

Prof. Dr. Peter Dehne, Hochschule Neubrandenburg

Es gibt mehr als 2.000 Kleinstädte in Deutschland mit Einwohnern unter 20.000 Einwohnern. Lange Zeit wurden sie von Politik und Wissenschaft vernachlässigt. Sie liegen irgendwie dazwischen: zwischen Dorf und Stadt, zwischen Urbanität und Ländlichkeit, zwischen Städtebauförderung und LEADER. Aber ist das Dazwischen, die Verbindung, das Hybride nicht gerade ihre Stärke? Und bei allen Problemen sind sie immer noch wichtige Anker im ländlichen Raum. In den meisten Kleinstädten gibt es noch die Grundversorgung, die auf den Dörfern fehlt. Welche Zukunft haben die vielen kleinen Städte (in Mecklenburg-Vorpommern) angesichts von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformation? Und welche Strategien sind die richtigen?

4. Oktober 2022 – 18:00 Uhr

Mit ‚rural proofing‘ zu einer besseren Politik für ländliche Räume?

Dr. Stefan Becker, Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

In ihrer Langzeitvision für die ländlichen Räume hat die Europäische Kommission ein ‚rural proofing‘ ihrer kommenden politischen Initiativen angekündigt – und die Mitgliedstaaten ermuntert, es ihr gleichzutun. Seitdem hat die Debatte um ‚rural proofing‘ neue Dynamik gewonnen. Doch was ist damit eigentlich gemeint? Und was lässt es für die Politik für ländliche Räume erwarten? Der Vortrag beleuchtet die bisherigen Erfahrungen mit ‚rural proofing‘ und diskutiert, auch mit Blick auf den Gleichwertigkeitscheck in Deutschland, die grundsätzlichen Möglichkeiten und Grenzen dieses Instruments.

Zum Referenten

Dr. Stefan Becker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen. Er beschäftigt sich vornehmlich mit Fragen politischer Steuerung und Implementation.

Mehr Informationen: Stefan Becker am Thünen-Institut

5. September 2022 – 18:00 Uhr

An der Scholle kleben? Frauen in ländlichen Räumen am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern

Dr. Melanie Rühmling, Gründungsmitglied des Rostocker Instituts für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis

Wie leben und wie fühlen sich Frauen auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern? Welche Kriterien sind ausschlaggebend, wenn es darum geht, in ländlichen Räumen MVs zu bleiben oder aber zu gehen? Wie nehmen Frauen ihr Dorf wahr und welche Rolle spielen die städtischen Räume dabei? 

Diesen Fragen geht Melanie Rühmling in ihrem Vortrag anhand von Fallbeispielen auf die Spur.

Zur Referentin

Dr.in Melanie Rühmling ist Gründungsmitglied des Rostocker Instituts für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. – kurz ROSIS. Hier forscht sie aktuell zur Bedeutung von sozialen Beziehungen im Entscheidungsprozess des Bleibens in Kleinstädten. Im Herbst erscheint ihre Dissertation im transcript Verlag zum Thema Bleiben in ländlichen Räumen – Bleibenslebensweisen am Beispiel von Frauen aus ländlichen Räumen in Mecklenburg-Vorpommern.

Mehr Informationen: https://rostocker-institut.org/

4. Juli 2022 – 18:00 Uhr

Dorfbewegung – eine Graswurzelbewegung für die Interessen der Dörfer

Grit Körmer, Gründungsmitglied und Mitglied des Vorstands der Dorfbewegung Brandenburg

Die Dorfbewegung Brandenburg – Netzwerk Lebendige Dörfer e.V. hat am 14. Mai 2022 erstmalig ein „Parlament der Dörfer“ als Dialogformat zwischen Menschen aus ländlichen Gebieten und der Landespolitik realisiert. Ziel des Netzwerks ist es, den Dörfern im politischen Raum wieder eine Stimme zu geben und das Bewusstsein für die spezifischen Bedarfe „dorfgerechter“ Politikmaßnahmen zu schärfen.

Im Gespräch wird die Dorfbewegung Brandenburg mit ihren Anliegen und bisherigen Aktivitäten vorgestellt, der Blick richtet sich auf das 5. Europäisch Ländliche Parlament im September 2022 in Kielce, an dem Vertreter:innen aus Brandenburg und ganz Deutschland teilnehmen werden.

Zur Referentin

Grit Körmer ist Gründungsmitglied der Dorfbewegung Brandenburg und Mitglied des Vorstandes. Beruflich ist sie seit vielen Jahren tätig als Regionalmanagerin der LEADER-Aktionsgruppe Märkische Seen und engagiert sich als Jurorin im Bundeswettbewerb „startsocial“ bzw. im Projektbeirat der „Landvisionen“.

Mehr Informationen: https://lebendige-doerfer.de/

7. Juni 2022 – 18:00 Uhr

Urbane Landlust – Freud und Leid aus bäuerlicher Sicht

Dr. Heike Müller, Geschäftsführerin des regionalen Bauernverbandes Malchin

Immer mehr Städter drängt es aufs Land, ein Trend, den Corona noch verstärkt hat. Doch in den Dörfern findet man nicht immer das erträumte Bullerbü. Traktorenlärm und Güllegeruch trüben bisweilen das Idyll, und es gibt auch Landwirte, die neue Ställe bauen wollen! Hier sind Konflikte vorprogrammiert. Kann man sie lösen? Und welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Krieg in der Ukraine für die Versorgung mit Lebensmitteln?

Zur Referentin
Heike Müller erlernte nach dem Abitur den Beruf eines Facharbeiters für Rinderproduktion, studierte und promovierte im Fach Tierproduktion an der Universität Rostock und lebt in Basedow in der Mecklenburgischen Schweiz. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und einer weiteren Familie ging sie 1991 das Wagnis ein, die Höfe der Schwiegereltern bzw. Eltern wieder einzurichten und eine GbR mit Milchvieh und Ackerbau zu gründen.
Als Geschäftsführerin des regionalen Bauernverbandes Malchin, Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV, Vorsitzende des Landfrauenverbandes MV und Buchautorin kennt sie die Probleme des ländlichen Raumes sehr genau.

Mehr Informationen: https://www.facebook.com/heike.muller.75; https://www.facebook.com/SchreibendeBaeuerin/; https://twitter.com/schwarzbunt04; https://www.instagram.com/heike.mueller.65/

2. Mai 2022 – 18:00 Uhr

Stadt, Land, Landwirtschaft – und wie sie kulturell zusammenhängen

Uta Ruge, Autorin

Mit ihrem Bestseller „Bauern, Land – Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang“ thematisiert Uta Ruge den dramatischen Wandel in der Landwirtschaft und konfrontiert den städtischen mit dem ländlichen Blick auf Natur und Agrarproduktion. Sie hat gelernt, dass urbanes Besserwissen häufig auf Nichtwissen beruht und fragt nach dem Verlust für uns alle, wenn bäuerliche Kultur verschwindet. Wir sprechen über den Konflikt zwischen medienvermittelten Vorstellungen von Landwirtschaft bzw. Landleben und der Agrar-Realität. Es geht um den bäuerlichen Kulturbegriff und die Widersprüche urbaner Naturliebe.

Zur Referentin
Uta Ruge wuchs als Flüchtlingskind von der Insel Rügen auf einem Moorhof zwischen Elbe und Weser auf. Sie studierte Germanistik und Politik in Marburg und Berlin, arbeitete im Rotbuch-Verlag und bei der TAZ und von 1985 bis 1998 als Autorin in London. 2003 erschien ihr Buch „Windland – eine deutsche Familie auf Rügen“, 2020 „Bauern, Land“. Uta Ruge lebt in Berlin-Kreuzberg.

Mehr Informationen: https://www.uta-ruge.de/

4. April 2022 – 18:00 Uhr

Zwischen App und Landarzt
Perspektiven ländlicher Gesundheitsversorgung

Stefan Zutz, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Mecklenburg-Vorpommern

In den Medien gilt der Landarzt als aussterbende Gattung, Krankenhäuser verlassen den ländlichen Raum und in der Digitalisierung hinkt unser Gesundheitssystem. Wie ist die Lage aus der Sicht eines Landarztes und wie können wir ländliche Gesundheitsversorgung zukunftsfest machen?

Zum Referenten
Stefan Zutz betreibt mit Manja Dannenberg seit mehr als 15 Jahren eine Landarztpraxis in Neubukow/Mecklenburg, engagiert sich in der Medizinerausbildung und ist Vorsitzender des Hausärzteverbands Mecklenburg-Vorpommern.

Mehr Informationen: www.ihr-landarzt.de; https://www.hausarzt-mv.de/

7. März 2022 – 18:00 Uhr

Gebietsreformen im ländlichen Raum
Notwendiges Übel oder Irrweg?

Prof. Dr. Felix Rösel, Institut für Volkswirtschaftslehre, Technische Universität Braunschweig

Die Zusammenlegung von Gemeinden und Kreisen in Deutschland und insbesondere Ostdeutschland, aber auch im Ausland, wurde lange als Königsweg der Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen dargestellt. Die Realität sieht anders aus. Welche Erfahrungen wurden gemacht, welche Alternativen gibt es und wie lassen sich negative Reformeffekte reparieren?

7. Februar 2022 – 18:00 Uhr

Wachsender Lieferverkehr; schrumpfender ÖPNV; steigende PKW-Kosten:
Wie ländliche Mobilität zu entwickeln ist.

Anja Sylvester, LaLuG LandLogistik GmbH

Ja. Unsere Dörfer sind zu retten! Der Ländliche Raum hat enorm viel Potenzial. Es gibt kreative Menschen, die ihre Region voranbringen und viele Ressourcen, die es auszuschöpfen gilt. Wie diese für eine clevere Logistik genutzt werden und damit wichtige Impulse für regionale Wirtschaft, Nahversorgung und Verkehrswende geben können, darum geht es in diesem Vortrag.

Moderation

Dr. Wolf Schmidt, Mecklenburger AnStiftung

Jahrgang 1952 in Warin/Mecklenburg, ist Stifter und Vorsitzender des Stiftungsrates der Mecklenburger AnStiftung. In der Hamburger Körber-Stiftung hat der studierte Historiker 27 Jahre – davon sieben Jahre als Vorstand – nationale und internationale Projekte realisiert und Verantwortung für die Entwicklung einer der größten deutschen Stiftungen getragen. Mit seiner „Stiftungspraxis“ PhiPolisConsult hat er 2008 bis 2018 Stiftungen und gemeinnützige Projekte im gesamten deutschsprachigen Raum beraten. Seit 2010 wohnt er dörflich in Dobin am See. Dr. Schmidt ist seit 2011 Sprecher des Landesnetzes der Stiftungen in Mecklenburg-Vorpommern. 2012-2015 war er Ko-Vorsitzender der Denkwerkstatt „BÜRGER.INNEN.LAND MV“. 2017 hat er mit der AnStiftung die „Initiative Neue Ländlichkeit“ gestartet. In der Schriftenreihe der Herbert Quandt-Stiftung ist sein Essay „Die Kunst des Bleibens – Wie Mecklenburg-Vorpommern mit Kultur gewinnt“ erschienen, im „Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in MV 2015“ sein Beitrag „Dörfer im Garten der Metropolen“. 2017 erschien „Luxus Landleben. Neue Ländlichkeit am Beispiel Mecklenburgs.“
2019 „Das fremde Land – zum Verständnis ländlicher Milieus“ In: Dorfgespräch. Ein Beitrag zur Demokratieentwicklung im ländlichen Raum.  Über Neue Ländlichkeit schreibt er u.a. in www.landblog-mv.de.    
Kontakt: 
https://dr-wolf-schmidt.de/

Kooperationspartner