Engagement-Dialog in Demmin sorgt für reichlich Diskussionen

Demmin/pb/ej. »Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt Dir geben! Willst Du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab«, soll einst Wilhelm Busch gesagt haben. Es waren jene Worte, die auch der Demminer Bürgermeister Dr. Michael Koch verwendete, als er am Dienstag den Engagement-Dialog eröffnete. In dem Gesprächskreis sollte es darum gehen, welche Erfahrungen Bürger mit einem Engagement oder einer ehrenamtlichen Tätigkeit machen, was es zu verbessern gibt und wie das Bürgerengagement noch attraktiver werden kann, um Mitglieder zu belohnen oder neue zu gewinnen. »Das Ehrenamt wird gebraucht. Es gilt, Erfahrungen als Impuls weiter zu geben«, so der Bürgermeister. Daher haben die Herbert Quandt-Stiftung und die Mecklenburger AnStiftung eine Denkwerkstatt entwickelt. »Die Denkwerkstatt tagt seit zwei Jahren. Im Zuge dessen haben wir einen 5-Punkte-Plan der Engagement Förderung erstellt«, so Dr. Wolf Schmidt von der Mecklenburger AnStiftung. Dieser Plan umfasst die Qualifikation der Engagierten, ihre Vernetzung, die Kommunikation, eine politisch-administrative Erleichterung für die Engagierten und er fordert eine Schnittstelle zwischen der Gesellschaft und der öffentlichen Hand. Insgesamt geht es also darum, die Aufgaben zu bündeln, einen Austausch zwischen den Organisationen zu erreichen und Hilfe, u.a. bei Rechtsfragen, zu erhalten. Um Engagierte zu belohnen, wurde auch die Idee einer Ehrenamtskarte in den Raum geworfen, die Ehrenämtlern mit Vergünstigungen (z.B. bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder Eintritt in Museen) belohnt. Diese Idee gefiel Matthias Crone. »Es ist ein Dankeschön und ein Zeichen: Ich bekomme etwas wieder«, so der Bürgerbeauftragte des Landes, der sich aber auch fragte: »Wo bleiben die jungen Leute in der ehrenamtlichen Arbeit?« Eine Frage, die heiß diskutiert wurde. So erzählte Ulrike Berger vom Bündnis 90/Die Grünen, dass es in Greifswald ein Projekt gebe, bei dem man sich im Wahlpflichtunterricht für ein Jahr einer Ehrenamtsaufgabe widmet. Viele Schüler sind so begeistert, dass sie helfen können, und führen die angefangene Arbeit fort. Günter Behnke, stellvertretender Bürgermeister der Hansestadt Demmin, erklärte, dass man auch über Rechts mehr aufklären müsse. »Beim Thema Erster und Zweiter Weltkrieg spielt viel Unkenntnis mit. Wir gehen mit dem Thema an die Schulen, Demmin muss bunt bleiben«, so Behnke. Eine lange Diskussion um Rechts entbrannte, immer die Frage im Vordergrund: Was können wir dagegen tun? »Die meisten machen erst was, wenn sie gegen etwas sind«, lautete die Erfahrung von Hannah Schlesinger vom Transit 96 e.V. Burg Klempenow. Olaf Spillner, unter anderem ältester
Gemeindevertreter in Alt Tellin, ist gegen die dortige Ferkelanlage und Mitglied in der Bürgerinitiative. »Ich habe das Gefühl, dass es nicht erwünscht ist, wenn man gegen etwas ist. Es ist aber existenziell wichtig, dass gehandelt wird«, findet er. Doch wann, das war die nächste Frage in der Diskussionsrunde. »Was ist mit den Erwerbstätigen, stellt der Arbeitgeber sie auch mal frei?«, fragte Matthias Crone. Jörg Scheel von der »Hilfe zur Selbsthilfe« vertrat hier klar seine Meinung: »Wer bezahlt mir denn den Ausfall der Mitarbeiter? Ehrenamt muss in der Freizeit passieren, man engagiert sich ja auch aus eigenen Interessen«. Womit eine zentrale Frage des Abends wieder aufgegriffen wurde: Wie entsteht eigentlich Engagement? »Einer muss den anderen mitziehen, ihn mitreißen und begeistern«, so Dr. Schmidt. Froh und glücklich kann man schließlich auch mit Ehrenamt sein, wenn man Spaß am Thema hat.

Demminer Blitz am Sonntag vom 27. Juli 2014

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