Engagement-Impuls

Nachbarschaftshilfe, freiwillige Feuerwehr, Lokalpolitik – bürgerschaftliches Engagement ist eine tragende Säule des Gemeinwesens. Doch demografischer Wandel, fehlende finanzielle Mittel und Abwanderung machen Engagement in Mecklenburg-Vorpommern immer schwieriger. Eine Denkwerkstatt initiiert nun eine landesweite Debatte darüber, wie die Chancen des Bürgerengagements in MV besser genutzt werden können.

Schwerin/Bad Homburg, 24. Juni 2014. Mecklenburg-Vorpommern braucht neue Impulse für die Engagement-Förderung. So lautete die zentrale These eines Arbeits-Papiers, das die Herbert Quandt-Stiftung und die Mecklenburger AnStiftung am Nachmittag in Schwerin vorgestellt haben. Die Analysen und Vorschläge zur Engagement-Politik sind das Ergebnis von Beratungen, die fünfzehn Experten aus Politik, Vereinen, Sozialverbänden, Kirchen, Kultur und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern seit November 2012 auf Einladung der beiden Stiftungen führen. Fünf Kernpunkte hat die unter dem Titel „Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land Mecklenburg-Vorpommern“ tagende Kommission formuliert:

Den Experten zufolge muss das Qualifizierungsangebot für Engagierte und Engagement-Willige erweitert werden. Schon in der Schule sollte das Interesse an gemeinnützigem Engagement geweckt werden. Auch Unternehmen sollten Engagement-Kompetenzen vermitteln und engagement-willige Mitarbeiter unterstützen. Zugleich müsse landesweit ein niedrigschwelliges qualitätsgesichertes Fortbildungs-Angebot ausgebaut werden, das in einem zentralen Online-Portal übersichtlich dargestellt werde.

Auch bei der Vernetzung der Engagierten und Engagement-Willigen sieht die Denkwerkstatt Entwicklungsbedarf. Für die Schaffung thematischer, räumlicher und sektorenübergreifender Netzwerke seien professionelle Unterstützung und eine angemessene Finanzierung nötig – z.B. im Rahmen einer Landesstiftung für Engagement-Förderung.

Einen weiteren Schlüssel zum Erfolg sieht die Denkwerkstatt in einer Ausweitung der Engagement-Kommunikation.Engagement-Themen müssten stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Hierfür schlagen die Experten eine breit angelegte Kampagne vor. Alle Medien des Landes, aber auch prominente Persönlichkeiten sollten sich daran beteiligen. Flankierend solle ein MV-Engagement-Portal im Internet den Zugang zu allen Angeboten und Informationen bündeln.

Unter dem Stichwort „Politisch-administrative Erleichterungen“ fordert die Denkwerkstatt grundsätzlich eine offene, respektvolle und wertschätzende Einstellung von Politik und Behörden gegenüber Bürgerengagement. Die Verwaltung müsse Bürgerinnen und Bürger unterstützen, Aufgaben in die eigene Hand zu nehmen. Wichtig seien praxistaugliche Regelungen für die Vergabe öffentlicher Fördermittel, Beratungsangebote in Organisations- und Gemeinnützigkeits-Fragen sowie die Bereitschaft, mehr Sachressourcen und Infrastruktur wie etwa Räume, Fahrzeuge oder Postverteiler zur Verfügung zu stellen. Ein Zeichen der Anerkennung könnten landesweit akzeptierte Ehrenamtskarten sein.

Abschließend plädieren die Mitglieder der Denkwerkstatt für eine neue Balance zwischen Bürgergesellschaft und Staat. Engagement-Förderung solle auf allen Ebenen, von der Landesregierung bis zu den Rathäusern, zur „Chefsache“ gemacht werden und Teil einer größeren gesellschaftspolitischen Vision werden. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssten Engagement wollen und gemeinsam ermöglichen.

„Mecklenburg-Vorpommern hat gute Voraussetzungen, freiwilliges Bürgerengagement zu stärken“, sagte der Stiftungsratsvorsitzende der Mecklenburger AnStiftung Dr. Wolf Schmidt, der gemeinsam mit dem Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, Dr. Christof Eichert, die Denkwerkstatt leitet. Doch es gebe auch Bedingungen, die bürgerschaftliches Engagement erschwerten. Dazu gehöre die starke Abhängigkeit von staatlicher Finanzierung. „Deshalb ist es uns wichtig, der Zivilgesellschaft eine Stimme zu geben, gerade weil die staatliche Seite jetzt die Bedeutung von Engagement-Förderung erkannt hat.“ Die Akteure des Bürgerengagements sollten gemeinsam Bedarfe der Engagement-Förderung formulieren: „Das Impulspapier unserer Denkwerkstatt ist dafür ein Angebot, das wir in einem landesweiten Engagement-Dialog offen zur Diskussion stellen“, so Schmidt.

Der Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, Dr. Christof Eichert, ließ in Schwerin durch seinen Sprecher unterstreichen, dass es bei der Engagement-Förderung nicht darum gehe, den Rückzug des Sozialstaats vorzubereiten. „Engagement ist freiwillig und selbstbestimmt“, sagte Eichert. „Engagement-Förderung soll Menschen ermächtigen, ihre eigenen Anliegen zu formulieren und zu verwirklichen.“

Um eine landesweite Allianz der Engagement-Förderung auf die Beine zu stellen, wollen beide Stiftungen das Impulspapier in mehreren Städten Mecklenburg-Vorpommerns mit Aktiven und interessierten Bürgern diskutieren. Die Auftaktveranstaltung zum „Engagement-Dialog ‚Wir in MV‘“ findet am Abend um 18:30 Uhr im Beisein von Ministerpräsident Erwin Sellering im Greifswalder Alfried Krupp Wissenschaftskolleg statt.

Weitere Termine des Engagement-Dialogs

  • 22. Juli, Demmin, 17 Uhr, Rathaus, in Kooperation mit dem Kreisdiakonischen Werk Greifswald
  • 20. August, Schwerin, 18 Uhr, Aula der Volkshochschule „Ehm Welk“, in Kooperation mit der Volkshochschule und dem Volkshochschulverband MV
  • 15. September, Rostock, 17 Uhr, Frieda 23, in Kooperation mit der Karo gAG
  • 22. Oktober, Wittenburg, 17 Uhr, Rathaus, in Kooperation mit der Bürgermeisterin der Stadt Wittenburg

Kontakt für alle Veranstaltungen: Andrea Vogler-Lehmann, E-Mail. , Tel: +49 157 71 59 63 09

Die Denkwerkstatt und der Engagement-Dialog sind Teil des Programms „Bürger.Innen.Land MV“, mit dem die Herbert Quandt-Stiftung seit 2012 Projekte u.a. in Anklam, Demmin, Greifswald und Lalendorf unterstützt. Im Rahmen des Programms ließ die Stiftung auch wissenschaftlich fördernde und hemmende Faktoren für bürgerschaftliches Engagement in MV untersuchen. Die Studie ist unter dem Titel „Auf der Suche nach dem WIR-Gefühl“ erschienen.

Die Mecklenburger AnStiftung will Bürgerengagement für die Zukunft von Mecklenburg-Vorpommern mobilisieren – also anstiften. Sie organisiert Strategiedebatten, schafft Netzwerke und lässt Ideen zu Initiativen werden. Zu ihren bekanntesten Projekten gehört das Landesgespräch Mecklenburg-Vorpommern, das Schulprojekt „WarmUp! – Jugendkultur für Demokratie“, der Förderkreis CAP-ARCONA-Gedenken und das Landesnetz der Stiftungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Kontakt zur Mecklenburger AnStiftung

Andrea Vogler-Lehmann
Geschäftsführerin „Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land MV“
Mecklenburger AnStiftung
Papenstr. 16
23966 Wismar
Tel: +49 (0) 3841 257 929
E-Mail:

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