Die Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land MV hat am Nachmittag ihre mehr als zweijährigen Beratungen abgeschlossen. Fünfzehn Experten und Aktive aus dem gesamten Bundesland untersuchten seit Ende 2012 Potenziale und Herausforderungen für bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse liegen in einem Impuls-Papier vor, das 2014 unter anderem in Greifswald, Rostock und Schwerin mit Bürgern diskutiert wurde. Nun sehen die Fachleute die Politik am Zug.

Wismar/Bad Homburg, 20. Februar 2015. Die Jugend gewinnen, Anlaufzentren schaffen, Räume und Fahrzeuge stellen, die Wirtschaft einbinden, Fortbildungen organisieren – die Mitglieder der Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land MV haben viele Ideen entwickelt. Insgesamt zehn Mal sind die Vertreter aus Vereinen, Verbänden, Kirche, Kultur, Wissenschaft und Politik zusammengekommen. Bei ihren Überlegungen, wie man bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig stärken kann, haben sie eine große Bandbreite an Themen erörtert: Belohnungen für Engagierte wurden ebenso diskutiert wie die Bedeutung von Engagement für Arbeitssuchende. Auch über die Folgen der Kreisgebietsreform, zu komplizierte Antrags-Formulare und fehlendes Geld haben die Experten gesprochen.

„Engagement-Politik ist eine Querschnittsaufgabe und berührt alle Lebensbereiche“, sagt Dr. Wolf Schmidt, Stiftungsratsvorsitzender der Mecklenburger AnStiftung. Gemeinsam mit dem Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, Dr. Christof Eichert, hat er die Treffen des Gremiums geleitet. „Wir haben Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen an einem Tisch versammelt, um möglichst viele Perspektiven zu erhalten“, so die beiden Stiftungsvertreter. Ressortübergreifendes Denken fordern sie auch von der Politik, die nun die Förderung bürgerschaftlichen Engagements in der Staatskanzlei ansiedelt. „Intensiv wurde in der Denkwerkstatt über Stiftungsmodelle zur Engagement-Förderung beraten. Deshalb freuen wir uns, dass Ministerpräsident Erwin Sellering eine Landesstiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement auf den Weg gebracht hat.“

Engagement muss Chefsache werden

In ihrem Impuls-Papier schlagen die Fachleute zudem vor, das Fortbildungsangebot auszubauen und Engagierte und Engagement-Willige besser zu vernetzen, zum Beispiel über ein neu zu schaffendes Online-Portal. Zugleich müssten Politik und Verwaltung „Freiwilligen-Engagement als Teil einer größeren gesellschaftspolitischen Vision mit einer neu zu findenden Balance zwischen Bürgergesellschaft und Staat behandeln“. Angesichts der starken Rolle, die der staatlichen Seite in Mecklenburg-Vorpommern zukomme, sei es  wünschenswert, dass Engagement-Förderung auf allen Ebenen von der Landesregierung bis zu den Rathäusern Chefsache werde.

Bei Dialogveranstaltungen in Greifswald, Demmin, Rostock, Schwerin und Wismar nannten Bürger auch ganz praktische Bedürfnisse: Oftmals fehle es an einfachen Dingen wie Räumen, Fahrzeugen oder Postverteilern. Zugleich sei es für Engagierte nicht immer leicht, von Arbeitgebern Zeit-Budgets oder flexiblere Arbeitszeiten für ihre freiwilligen Tätigkeiten zu erhalten.

Schon in der Schule beginnen

Engagement schon in der Schule stärker einzuüben, wird von Bürgern wie Experten einhellig gefordert. Claudia Carla, Jugendbildungsreferentin der Evangelischen Akademie der Nordkirche und Mitglied der Denkwerkstatt, hält gerade Kinder und Jugendliche durch die Auswirkungen von Abwanderung, Schrumpfung und Überalterung im ländlichen Raum für strukturell benachteiligt. Ihre Kollegin in der Denkwerkstatt, Bildungspolitikerin Ulrike Berger (Bündnis 90/Die Grünen), sieht deshalb besonders die Schulen gefordert: „In Zeiten von immer länger werdenden Schulwegen und Schulalltagen ist es das Beste, ehrenamtliches Engagement direkt mit dem Lebens- und Lernort Schule zu verbinden.“

Dass die Politik das Thema Engagement konstruktiv und möglichst unberührt vom parteipolitischen Tagesgeschäft angeht, wünschen sich alle Mitglieder der Denkwerkstatt. Der Einsatz für andere, so Matthias Crone (CDU), Bürgerbeauftragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern, brauche nicht nur Lob und Dank, sondern auch Anreiz, Förderung und Unterstützung. Schließlich schaffe bürgerschaftliches Engagement, mit den Worten von Staatssekretärin Dr. Pirko Kristin Zinnow (SPD), Bevollmächtigte des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund, ein Plus an Lebensqualität vor Ort: „Davon brauchen wir zukünftig noch mehr!“

Hier finden Sie eine Übersicht aller Mitglieder der Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land MV und das Impuls-Papier mit den wichtigsten Ergebnissen.

Die Herbert Quandt-Stiftung fördert seit 2012 bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem landesweiten Programm „Bürger.Innen.Land – Für eine aktive Zivilgesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern“ unterstützt sie Projekte in Anklam, Demmin, Greifswald und Lalendorf. Zugleich hat sie gemeinsam mit der Mecklenburger AnStiftung die „Denkwerkstatt Bürger.Innen.Land MV“ ins Leben gerufen. In der Studie „Auf der Suche nach dem WIR-Gefühl“ hat die Herbert Quandt-Stiftung zudem durch Infratest dimap fördernde und hemmende Faktoren für bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern untersuchen lassen.

Die Mecklenburger AnStiftung will Bürgerengagement für die Zukunft von Mecklenburg-Vorpommern mobilisieren – also anstiften. Sie organisiert Strategiedebatten, schafft Netzwerke und lässt Ideen zu Initiativen werden. Die Mecklenburger AnStiftung arbeitet unabhängig von Parteien, Religionen, Weltanschauungen oder Wissenschaftsinteressen. Zu ihren bekanntesten Projekten gehört neben der Denkwerkstatt das Schulprojekt „WarmUp – Jugendkultur für Demokratie“, der Förderkreis CAP-ARCONA-Gedenken, Jugendtheater-Förderung  und das Landesnetz der Stiftungen in MV.

 

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